Die Theorie der Leistungsmotivation begründeten mehrere Arbeiten von McClelland/Libermann 1949, Atkinson/Feather 1966, Atkinson/Raynor 1974 und Heckhau- sen 1974. Sie gehen von einem Leistungsmotiv aus, welches aus zwei Komponenten besteht: dem Motiv nach Erfolgssuche (Me) und dem Motiv nach Misserfolgsmeidung (Mm) (vgl. Wiswede 2007: 65).

„Die resultierende Tendenz RT zur Leistung ergibt sich als Differenz zwischen Me und Mm, wobei die Motivwerte mit den subjektiven Wahrscheinlichkeiten P des Erfolgs (= Effizienz-Erwartung) sowie mit den (positiven oder negativen Anreizwerten des Erfolgs multipliziert werden.“ (Ebd.)

RT=(Me xPe xAe)–(Mm xPm xAm)

„Beide Motivationstendenzen erreichen ihren jeweils höchsten Wert bei Pe = .50. Dies ist darin begründet, dass bei der Annahme Ae = 1 – Pe und Am = -Pe das Produkt aus Anreiz und subjektiver Wahrnehmung bei Pe = .50 den höchsten aller möglichen Werte annehmen kann.“ (Ebd.)

Gut, solltest du bis hierher nichts verstanden haben, sitzen wir im gleichen Boot. Vereinfacht ausgedrückt besagt die Quintessenz des Modells, dass es Personen mit zwei verschiedenen Motiven gibt:

Erfolgssucher: Personen mit einer positiven Motivdifferenz (Me > Mm) werden in höherem Maße durch Aufgaben mittleren Schwierigkeitsgrades angereizt (vgl. ebd.). Ein Erfolgssucher benötigt klare Ziele, die er verfolgen kann. Ohne Ziel ist es für ihn sinnlos. Hat er sich ein Ziel ausgesucht, darf dieses auch anspruchsvoll zu erreichen sein. Vor Verantwortung scheut er nicht zurück und übernimmt gerne die Verantwortung für eine Sache und ein konkretes Ziel. Wichtig ist für ihn die Anerkennung. Seine Leistungen müssen gewürdigt werden in Form von Status, Vergütung oder zusätzlicher Verantwortung. (vgl. Bär/Krumm/Wiehle 2010: 43).

tendenzen

Misserfolgsmeider: Hingegen Individuen mit negativer Motivdifferenz (Me < Mm) stärker von Aufgaben mit niedrigem oder extremen Schwierigkeitsgrad angezogen werden. Die Misserfolgsmeider neigen dazu, auf die Extrembereiche auszuweichen. Sie nehmen bei leichten Aufgaben eine hohe Erfolgswahrscheinlichkeit an, hingegen bei sehr schwierigen Aufgaben brauchen sie ein Misslingen nicht ihrer eigenen Unfähigkeit anzulasten (Abb. 2) (vgl. ebd.).

Die Theorie der Leistungsmotivation ist 1974 durch Weiner mit der Attributionstheorie ergänzt worden. Ausschlaggebend war dabei der Sachverhalt, dass Personen ihren eigenen oder fremden Erfolg oder Misserfolg auf externe Umstände wie z.B. Aufgabenschwierigkeitsgrad oder Glück, und auf interne Faktoren, wie Anstrengung oder Talent zurückführen (vgl. ebd.: 66).


Atkinson, John W./Feather, Norman T. (1966): A theory of achievement motivation. New York, [u.a.]: Wiley.

Atkinson, John W./Raynor, Joel O. (1974): Motivation and achievement. Washington, DC: Winston; New York [u.a.]: Wiley.

Bär, Martina/Krumm, Rainer/Wiehle, Hartmut (2010): Unternehmen verstehen, gestalten, verändern: das Graves-Value-System in der Praxis. 2., überarb. und erw. Auflage. Wiesbaden: Gabler.

Heckhausen, Heinz (1974): Leistung und Chancengleichheit. Göttingen: Verl. für Psychologie.

McClelland, David/Liberman, Alvin (1949): The effects of need for achievement on recognition of need related words. In: Journal of Personality, 18. Jg., S. 236-251.

Weiner, Bernard (1994): Sünde versus Krankheit: Die Entstehung einer Theorie wahrgenommener Verantwortlichkeit. In: Försterling, Friedrich/Stiensmeier-Pelster, Joachim (Hg.): Attributionstheorie. Grundlagen und Anwendungen. Göttingen (u.a.): Hogrefe – Verlag für Psychologie. S. 1-26.

Wiswede, Günther (2007): Einführung in die Wirtschaftspsychologie. 4., überarb. u. erw. Aufl. München [u.a.]: Reinhardt.